Shihan Jigoro Kano

Er war von kleiner und eher schwächlicher Statur, Dr. der Philosophie und Literatur-Lehrer. Einen „Bücherwurm“ nannten sie ihn – allerdings nur am Anfang. Denn sein System, der „Sanfte Weg“, hat sich durchgesetzt.

Sensei Jigoro Kano

Jigoro Kano wurde am 28. Oktober 1860, als Abkömmling einer Samurai-Familie, in Mikage, Japan, geboren. Als Jugendlicher hatte er eine schwächliche Konstitution und wurde häufig von anderen Jugendlichen verprügelt. Er beschloss daraufhin, sich selbst stärken und begann im Alter von 17 Jahren mit dem Studium des Jiu-Jitsu, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine in Japan weitverbreitete Kampfsportart war, mit der Modernisierung Japans jedoch immer mehr in Vergessenheit geriet, so dass es für Kano schwierig war, einen Meister zu finden, der ihn aufnahm.

 

 

Ausbildung und Reformation des Jiu-Jitsu

In den folgenden Jahren entwickelte er sich – entgegen den Erwartungen – zu einem herausragenden Schüler und durchlebte eine breit gefächerte Ausbildung bei verschiedenen anerkannten Meistern. Bald schon machte sich bei Kano eine Tendenz in Richtung Randori bemerkbar, formale Übungen wie die Kata wurden eher vernachlässigt. Spezialisiert war er vor allem auf Wurftechniken, die er teilweise auch selbst entwickelte.

Dies brachte Kano auf die Idee, das alte Jiu-Jitsu zu reformieren, welches zu dieser Zeit noch relativ brutal war.

Dieses System bestand neben den bereits genannten Nage Waza (Wurftechniken) aus Bodentechniken (Katame Waza) und Schlag-, Tritt- und Stoßtechniken (Atemi Waza). Kano selektierte dabei jedoch alle Techniken aus, die zu schweren Verletzungen führen konnten und deshalb gefährlich waren. Neben der Ausbildung in der Kampfsportart sollte nun mehr Wert auf das Training des Verstandes des Schülers gelegt werden.

Das bei Kano der Weg, also das Lernen im Vordergrund stand, nannte er „sein“ Jiu-Jitsu in Jiu-Do (Do=Weg) - Judo – um.

Das Jahr 1881 brachte für Kano den Abschluss seines Universitätsstudiums und bald darauf eine Anstellung in der Gakushuin (Adels-Schule) für Kinder aus privilegierten Familien als Literatur-Lehrer.

     

Das Kodokan

Kodokan

1882 - nachdem Sensei Tsunetoshi Ikubo, Kanos damaliger Meister, feststellen musste, dass dieser zu gut war, um weiter von ihm lernen zu können – beschloss Kano die Eröffnung eines eigenen Dojos, des Kodokan („Halle zum Studium des ‚Weges’“). Sensei Jigoro Kano, nun Meister von neun Schülern, war damals 22 Jahre alt.

Die von ihm zu diesem Zeitpunkt gelehrte Kampfsportart war aber kein völlig neues System, sondern eben ein reformiertes Jiu-Jitsu, welches immer weiterentwickelt wurde und ins neue Kampfsystem Jūdō überging.

Jigoro Kano legte sehr viel Wert auf die Disziplin seiner Schüler und war entsprechend streng. Auf der anderen Seite aber mussten die Schüler für den Unterricht nichts bezahlen und wurden von Kano als Gäste behandelt und von ihm mit Tee und Reis bewirtet. Ärmeren Schülern  stellte er Übungskleidung zur Verfügung, die er sogar selber wusch.

 

Abneigungen

 In den folgenden Jahren gab es oft Streitigkeiten zwischen Anhängern des neuen Systems, welches im Kodokan gelehrt wurde und solchen des alten Jiu-Jitsu. Diese bezeichneten Kano als „Bücherwurm“ und bezichtigten ihn, seine Techniken bei anderen Meistern gestohlen zu haben. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den jeweiligen Parteien waren zu dieser Zeit keine Seltenheit. Im Jahre 1886 ordnete deshalb die Kaiserliche Polizeiverwaltung die Durchführung eines Entscheidungskampfes zwischen den beiden Schulen an, die jeweils ihre 15 besten Meister aufstellen sollten. Kanos Schüler gewannen, mit Ausnahme von zwei Unentschieden, alle Kämpfe.

Deutlicher konnte die Überlegenheit des neuen Systems gegenüber dem alten Jiu-Jitsu kaum ausfallen. In den darauffolgenden Jahren vervollkommnte und ergänzte Kano seine Judotechniken weiter. 1909 wurde er Mitglied des Internationalen Olympischen Kommitée.

 

1938, am 4. Mai, starb Shihan Jigoro Kano im Alter von 79 Jahren an einer Lungenentzündung während der Rückreise von einer Sitzung des IOC (International Olympic Comité) in Kairo nach Japan, bei der Tokyo als Austragungsort für die 12. Olympischen Spiele festgelegt wurde, die 1940 stattfinden sollten, wegen des 2. Weltkriegs jedoch ausfallen mussten.

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